Pressespiegel





Am 01.08.2001 schrieb die Rhein-Zeitung in der Regional-Ausgabe Ahrweiler:



Mit der Bahn auf Hamsterfahrt

100 Jahre Brohltalbahn: Hans-Josef Merzbach ist fasziniert und erzählt gerne aus seinen Erinnerungen vor und nach dem Krieg



Wenn Hans-Josef Merzbach von seinen Jugenderinnerungen an die Brohltalbahn erzählt, strahlen die Augen. Als Sechsjähriger sah er 1939 die Bahn erstmalig über das Tönissteiner-Viadukt fahren und die Anhöhe nach Brenk hinauf „qualmen und brummen". Noch heute ist er als Pensionär „seiner" Bahn treu und arbeitet bei der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn kräftig mit.

• Von Jochen Tarrach

BROHLTAL. Seine Wohnung hat Hans-Josef Merzbach in Bonn - sein Zuhause ist die Brohltalbahn. Mit glänzenden Augen erzählt er über seine ersten Begegnungen mit der kleinen Bahn. Die damals einwirkende Faszination hat ihn bis heute nicht los gelassen.

1933 wurde Hans-Josef in Bad Godesberg geboren, und es war Großmutter Josefine, die ihn 1939 mit zur Freundin Gertrud Friedsam in die Getreidemühle nach Oberzissen nahm. Zu dieser Zeit stand die Brohltalbahn voll unter Dampf, und es machte auf den kleinen Hans-Josef mächtig Eindruck, wie sie durch enge Kurven ratterte, über das unendlich hohe Viadukt bei Tönisstein fuhr, um dann im dunklen Tunnel zu verschwinden. „Die Loks qualmten und brummten die Steigung nach Brenk hinauf, und es war so ganz anders als unten am Rhein. Dort dauerte es nur Sekunden, und die Züge waren wieder weg", beschreibt der heutige Pensionär die damaligen Ansichten.

Die Kriegs- und Folgejahre verbrachte er in Oberzissen. Um zehn Uhr kam täglich der Zug mit der großen Dampflok Nr. 1 in Oberzissen an. Mit dem Leiterwagen holten die Kinder am Bahnhof die Post ab. Um den weiteren Weg nach Brenk hatte die Dampflok echt zu kämpfen. Darum legten sich die Jungen im Gebüsch auf die Lauer und machten sich einen Spaß daraus, auf die Wagen aufzuspringen. „Wenn das Zugbegleiter Clemens Schmidt sah, kam er gleich mit einem dicken Knüppel und verjagte uns", sagt der heute 68-Jährige lachend.

Die Dampflok Nr. 1 gibt es noch. Sie steht in einem Schuppen in Brohl-Lützing und wartet darauf, repariert zu werden. „Aber das kostet viel Geld, und wir haben keine Sponsoren dafür", bedauert Hans-Josef Merzbach.

Noch viele Anekdoten rund um die Bahn weiß er aus der Jugendzeit zu berichten. So zum Beispiel, wie er mit seinen Freunden den kleinen Wagen des Steinhandels Rauen die Steigung nach Brenk hinaufschob, um dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit wieder runter zu fahren. „Als Bremse diente uns ein dicker Eichenknüppel."

1946 fuhr die Bahn dann wieder, und der Zwölfjährige brach von Oberzissen auf zu Hamsterfahrten nach Bonn.

Kontrollen für die Kinder gab's nicht: „Außen an den Wagen hingen wir, als deutsche Hilfspolizisten im Auftrag der Franzosen in Remagen filzten. Aber uns Kindern nahmen sie nichts ab." Für den Jungen begann bald das Arbeitsleben. Eine Ausbildung zum Schlosser folgte und dann viele Jahre Arbeit in der Zentrale des Verbandes des Deutschen Handwerks. Über den Bonner Eisenbahnclub hielt er ständigen Kontakt in das Brohltal. 1987 war er bei der Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn dabei.

Als Schlosser war er vom alten Lokschuppen fasziniert und begann als Ausgleich zum Beruf dort gleich mit der Arbeit. „Das stärkte mein seelisches Wohlbefinden." Und das von Ehefrau Katharina, die sich über die Beschäftigung ihres Mannes freut. Aber auch auf der Strecke ist Hans-Josef Merzbach ständig zu finden. Schwellen müssen verlegt werden, die Strecke von Ästen freigeschnitten oder Schilder gesetzt werden.

Heute hat ihn Betriebsleiter Wilfried Thelen zur Netzer Mühle geschickt. Dort ist langsamer zu fahren, und deshalb muss unbedingt für die Lokführer ein neues Schild aufgestellt werden. 60 Andreaskreuze, 60 Pfeiftafeln, die Bahnhofstafeln und die Ampelanlagen an den Straßen sind zu warten. Eine große Aufgabe für den Hans-Josef Merzbach, den Pensionär. Doch die Augen leuchten.


Anmerkung (Markus Doll): Die Lokomotive Nr. 1 gibt es bedauerlicherweise nicht mehr. Sie wurde im Zuge der Verdieselung verschrottet. Im Brohler Lokschuppen wartet die Lok 11sm auf Ihre Aufarbeitung, für die hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft genügend Mittel zusammen gekommen sind.



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